2020, Mischtechnik/Papier
In der ersten Darstellung symbolisieren die Neonfarben die virtuelle Welt der Computerspiele, der die reale Welt in Gestalt der Schwarz-Weiß-Zeichnungen gegenübersteht. Es sind die realen Gamer, wofür die Künstlerin tatsächlich reale Spielerinnen und Spieler porträtiert hat. Sie sind gebannt vom Spiel, diejenige im linken Bildvordergrund sogar so sehr, dass die typische Platinenstruktur bereits ihr Gesicht erfasst hat und nur ihre Hände am Controller noch in der Wirklichkeit verankert sind. Die Komposition zeigt zudem die Entwicklungsgeschichte der Computerspiele von Pokemon über Super Mario, "The Legend of Zelda“ bis hin zu Fortnite. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass der Komposition ein Kreuz zugrunde liegt, was ein klarer Hinweis der Künstlerin auf die Tasten der Controller darstellt.

2020, Mischtechnik/Papier, digitale Grafik

Acht Gamerinnen und Gamer sitzen sich an einem langen Tisch mit Computerbildschirmen gegenüber. Sie starren gebannt auf das virtuelle Geschehen, das im Bild selbst durch einen von oben herabstürzenden Griffin, einer Chimäre aus Löwenkörper und Adlerkopf, repräsentiert wird. Die Komposition ist streng in eine obere Hälfte, mit der überdimensionalen Fantsiegestalt und einer unteren, streng zentralperspektivisch angelegten, unteren Hälfte gegliedert. Die im Profil gezeigten Gesichter reichen von schemenhaft und schwarz in der linken Reihe ganz hinten bis zum durchgearbeiteten, präzisen Portrait ganz vorne in der rechten Reihe. Es zeigt einen jungen, introvertiert wirkenden Mann mit Brille, der dem Typus des Gamers sehr entspricht. Man sieht einen weiteren Spieler, der wütend in das Kabel seines Controllers beißt. In der Farbgebung des Bildes dominiert der Komplementärkontrast, wobei die obere Hälfte vom Rot-Grün-Kontrast bestimmt wird. In der unteren Bildhälfte fällt der Blau-Orange-Kontrast zwischen den in Blau gehaltenen Gamern und ihrem Hintergrund, sowie den blauen Mousepads und den orange leuchtenden Computermäusen auf.

Virtuelle Begegnung, 2020, Mischtechnik/Papier, digitale Grafik
In diesem Werk transformierte die Künstlerin Platons Höhlengleichnis in die Computer Gaming-Welt. Das Höhlengleichnis beschreibt folgendes Szenario: Mehrere Menschen sind in einer Höhle an die Felswand gefesselt. Hinter der Wand tragen andere Menschen Gegenstände so, dass sie über die Felswand ragen und bedingt durch ein Feuer ihre Schatten auf die gegenüberliegende Wand werfen, die von den Gefesselten gesehen werden kann. Diese Schattenbilder werden von den Gefangenen für die Realität gehalten. Ivana Koubek benutzte als Lichtquelle einen Computerbildschirm vor dem zwei Figuren aus World of Warcraft kämpfen. Diese Szene wird auf den Bildschirm einer jungen Gamerin projiziert. Die Botschaft: Die Gamerin hält dies, in Form von Schatten, für die Realität. In der rechten unteren Bildecke sitzt ein weiterer Gamer und denkt über einen Ausweg aus der „Höhle“ nach. Oben rechts sieht man das Gesicht des griechischen Philosophen, Platon, dessen Blick auf den Bildschirm des unteren Gamers gerichtet ist.

Dr. Reiner Meyer